Mischen von Acrylfarben (mit Online-Mischsoftware)
Ich habe mich mehrere Jahre systematisch mit der Farbmischung von Acrylfarben auseinandergesetzt. Für meine Versuche habe ich das Farbsystem
Sirius® Primary Acryl-System
der Firma Lascaux ausgewählt. Nach vielen Mischexperimenten und dem Vermessen der gemischten Farben mit einem Spektralphotometer enstand dabei ein im Browser (Chrome, Firefox oder Edge) lauffähiges Farbmischprogramm, welches das tropfenweise Zusammenmischen der 7 Grundfarben simuliert. Es sagt die nach dem Trocknen entstehende Mischfarbe voraus. Damit hilft es besonders Anfängern, ohne Verschwendung von Material Mischexperimente durchzuführen.
Vor dem ersten Verwendung steht jedoch ein notwendiger Disclaimer:
Diese Software wird zu den Bedingungen der Creative Commons-Lizenz
CC BY-ND
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Beschreibung
Das Programm startet im Modus “Auswahl” und zeigt dort eine Tabelle von 1225 mischbaren Farben an:
Die Farben sind nach ihren HLC-Werten in den ersten drei Spalten sortiert.
Was bedeuten diese Werte?
H = Hue (Farbton) steht für einen Wert im Farbtonkreis 0..360°:
[By Holger Everding - Own work, CC BY-SA 4.0]
Diese Größe ist sehr interessant, weil sich damit direkt passende Farbkontraste und -übergänge finden lassen. Z.B. stehen sich die Komplementärfarben im Kreis immer direkt gegenüber. Regenbogenfarben liegen benachbart usw.
L steht für Luminance (Leuchtkraft, 0..100%). Unabhängig von der eigentlichen Farbe bedeutet ein Wert von 100% , dass das gesamte Licht von der Farbe zurückgespiegelt wird. 0% entspräche totaler Dunkelheit.
C für Chroma (Sättigung, 0..100%) steht für die Buntheit der Farbe. Hier bedeutet 100%, dass die Farbe “rein” ist, ohne einen zusätzlichen Schwarz- oder Weißanteil. 0% bedeutet im Gegenzug, dass die Farbe irgendwo zwischen Weiß und schwarz liegt.
Die gute Nachricht bei diesem Farbsystem ist, dass man alle wichtigen Farbeigenschaften unabhängig voneinander festlegen kann. Die schlechte Nachricht ist, dass nicht alle solche Wunschfarben mischbar sind. So gelingt es nicht, einen reinen Blauton in derselben großen Helligkeit wie einen Gelbton zu mischen, da die Blaupigmente immer wesentlich dunkler sind.
Weitere Erklärungen zu den Farbsystemen findet man auf der Seite von
Freie Farbe e.V.
Zurück zum Mischprogramm: Durch Klicken auf die kleinen Dreiecke können die Spalten neu sortiert werden. Alternativ schränken Eingaben wie “>30” in den leeren Feldern der zweiten Zeile die angezeigten Farben ein.
Bei einem gut eingestellten Computermonitor vermittelt die vierte Spalte, wie die Farbe nach einem deckenden Auftrag auf Papier aussehen wird. Die Angabe “(Abw.)” bedeutet, dass die Wunschfarbe aus den Grundfarben nicht perfekt gemischt werden kann. Es wird auf jeden Fall eine geringe Farbabweichung übrig bleiben. Die Angabe “kein RGB” erscheint, wenn die Farbe auf dem Monitor nicht mehr sauber dargestellt werden kann. Dann ist es empfehlenswert, die Farbe auf einem gedruckten HLC-Farbfächer anzusehen.
Wählen Sie einfach eine der 1225 Farbmischungen aus, indem Sie auf das Farbfeld klicken, und Sie werden zur Seite “Mischen” geführt, wo die gewählte Farbe bereits übernommen wurde. Zum Beispiel sieht die Anzeige nach einem Klick auf die Farbe 170 50 40 so aus:
Die Zahlen in den Farbfeldern entsprechen der Anzahl von Tropfen, die aus den senkrecht gehalteten Originalbehältern abgegeben werden. Durch Klicken auf die Pfeiltasten oder Eingabe in den Textfeldern kann die Tropfenzahl entsprechend verändert werden.
Natürlich können hier auch direkt beliebige Mischexperimente gemacht werden, ohne von den vorgeschlagenen Auswahlfarben zu starten.
Grundsätzlich wird dabei immer von deckenden und getrockneten (!) Farboberflächen ausgegangen, d. h. Farbverschiebungen durch den Maluntergrund oder Hilfsmittel (wie z.B. Glanzbildner) bleiben unberücksichtigt. Um einen Eindruck zu erhalten, wie die Farbe als dünne Schicht aussieht, kann die maximale Schichtdicke mit den 0.01mm-, 0.05mm- und 0.2mm-Knöpfen gewählt werden. Die Farbe wird dann in einem Verlauf von ganz links mit Schichtdicke 0mm bis ganz rechts zur maximal gewählten Schichtdicke dargestellt. Damit erhält man einen guten Eindruck, wie der Auslauf eines Pinselstrichs, oder eine stark verdünnte Farbe aussehen wird.
Der Untergrund kann weiß, schwarz, oder farbig gewählt werden. Für einen farbigen Untergrund muss zunächst eine Farbe mit dem entsprechenden Knopf als Untergrund gesetzt werden.
Um die Mischung zur Farbpalette hinzuzufügen, klicken Sie einfach auf die Schaltfläche “Zur Palette hinzufügen” am unteren Rand.
Die Palette zeigt alle ausgewählten Farbmischungen an. Zu Beginn zeigt die Tabelle die HLC-Werte und die für jede Farbe benötigte Tropfenzahl an. Ein Klick auf die Gewicht% oder Volumen%-Taste zeigt statt dessen die entprechenden Anteile der flüssigen Farbe an. Dies eignet sich eher, wenn größere Mengen Farbe benötigt werden, oder wenn eine Feinwaage verfügbar ist.